Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
wie kann eine krisenfeste Gesellschaft mit und nach der Coronapandemie aussehen? Wie gewinnen wir das Vertrauen in die Demokratie zurück? Diese Fragen treiben uns gerade um. Wir sehen seit Jahren in Brandenburg und deutschlandweit eine schleichende, aber zunehmende Abkehr von demokratischen Prozessen. Nicht zuletzt sichtbar in der Vielzahl unangemeldeter »Spaziergänge« und einer Radikalisierung von Impfgegner*innen und Coronaleugner* innen um die Jahreswende.
Die Ursachen sind vielschichtig. Im letzten Jahrzehnt haben viele Menschen eine narzisstische, rein individualistische Perspektive auf die Aufgaben des Staates entwickelt – möglicherweise auch durch eine veränderte Nutzung von Netzwerken und Medien, durch fehlende politische Bildung und durch die Vorgaben einer erfolgs- und optimierungsorientierten Konsumgesellschaft.

Letzteres ist eine gefährliche Entwicklung. Viele Menschen haben den Glauben daran verloren, dass Politik etwas ändern kann – an ihren Lebensbedingungen, an Missständen, aber auch an den Problemen des politischen Systems. Auch wir sind Teil dieses Systems. Nun müssen wir noch deutlicher als sonst zeigen, was den Unterschied zwischen den bestehenden Verhältnissen und unserer Vision für dieses Land ausmacht. Und was Demokratie und soziale Gerechtigkeit für die Menschen an Möglichkeiten eröffnen können.
Wir sind als Linksfraktion im Landtag von Brandenburg Teil dieser Demokratie und möchten sie weiterentwickeln; wir wollen sie schützen durch mehr Transparenz und Angebote zur aktiven Einflussnahme. Bürgerbeteiligung, Machtbegrenzung und Umverteilung sind wichtige Stichpunkte. Natürlich werden wir die Demokratie auch weiter konsequent gegen Hass und Hetze, gegen alte und neue Nazis verteidigen. Wir möchten zeigen, dass es unsere Arbeit in der Opposition ist, die korrigiert, die gesellschaftliche Impulse aufgreift und in parlamentarische Arbeit überführt. Wir nehmen die Sorgen und Nöte der Menschen nicht nur ernst, sondern wir versuchen, die dahinterliegenden Prozesse offenzulegen.
Den entfesselten Kapitalismus einzuhegen, den Staat zu einer Institution zu machen, die nicht im Interesse der Konzerne, sondern der Bürgerinnen und Bürger agiert. Die Krisen wie der Pandemie gewachsen ist und die anstehenden Aufgaben anpackt – den sozial-ökologischen Umbau, ein gemeinwohlorientiertes Gesundheitssystem, bessere Arbeits- und Wohnverhältnisse. Die, kurzum, ein gutes Leben für alle ermöglicht.
Daran wollen wir uns also wagen, unverzagt und mit ganzer Kraft. Mit Ihnen. Gemeinsam. In diesem Magazin laden wir Sie ein auf einen Streifzug durch unsere Heimat Brandenburg. Wir haben mit Menschen gesprochen, deren Geschichten aus ihrem alltäglichen Leben sinnbildlich für so viel mehr stehen. Menschen, die sich engagieren. Die zeigen, dass Engagement etwas verändern kann. Deutlich wird dabei: Unsere Zukunft wird eine solidarische, eine bessere Gesellschaft sein, wenn wir anfangen, unsere öffentliche Daseinsvorsorge wieder auf ein solides Fundament zu stellen.
Warten wir also nicht auf morgen, sondern fangen wir heute damit an. Wir zählen auf Sie!
Herzlichst, Ihre
Marlen Block